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Contrapress (3.2.95)

Klammer ums stete Schaffen

Thorsten Zahn

Siouxsie & The Banshees sind erfolgreich wieder aufgetaucht

Erfolg, Misserfolg, von der Bildflaeche verschwunden. Diese Geschichte ist zwar schon aelter als Siouxsie & The Banshees, aber tagtaeglich muessen sich immer wieder Kuenstler diesem Leidensweg hingeben. Es sei denn, man schafft es, sich nach langer Durststrecke wieder aufzurappeln und einen Stilbruch zu einem Neustart zu missbrauchen. So geschehen bei Siouxsie & The Ban-shees.

Neunzehn Jahre danach kann die vermeintlich unnahbare Lady Siouxsie Sioux ohne grosses Aufbauschen der Vergangenheit aus den Anfangstagen des Punk erzaehlen. Sie hing naemlich mit den Sex Pistols ab, und danach verselbstaendigte sich ihr Wunsch nach einer eigenen Band. Mit Siouxsie & The Banshees, der Name gibt die Zepterfuehrung der eisernen Lady schon vor, raubte sie in den fruehen Achtzigern missverstandenen Abiturienten jegliche Illusion, die sie vielleicht noch in ihren zukuenftigen Tagen haetten finden koennen.

Das jedoch gehoert mittlerweile genau der Geschichte an, ueber die Siouxsie Sioux mit einem kleinen Laecheln hinwegblickt. Denn es ist 1995, und Siouxsie & The Banshees umklammern mit ihrem aktuellen Album The Rapture fast zwanzig Jahre stetigen Schaffens. Zwischen allen Hypes, Retrospektiven und zwanghaften kommerziellen Wiederzusammenlegungen alter musikalischer Highlights schafft es die Ikone des voluminoesen Wave-Rocks ohne Probleme, mit Schminke, Charme und Kerzenschein erneut Aufmerksamkeit zu erhaschen. Siouxsie loest sich dabei von ihrem Eisprinzessinen-Image und setzt ladylike auf serioeses Songwriting, kombiniert mit satten Arrangements, die unter dem kreativen Schutze John Cales erarbeitet wurden.

Die Arbeit mit John Cale, dem Velvet Underground-Veteranen und heimlichen Siouxsie & The Banshees-Idol, hat Fruechte getragen: Die erste Single-auskopplung "O Baby" trifft in der englischen Musikpresse wieder auf Akzeptanz. Dabei hatte diese lange nicht mehr an ein gelungenes Comeback wie The Rapture glauben wollen, und sie in den vergangenen drei Jahren aufs heftigste verrissen.

"I know it's all a game, I know they're all insane..." , kann Siouxsie heute mit selbstironischer Einschaetzung singen und wissen, dass sie trotz der schwarzen Magie, die ihrer Persoenlichkeit immer noch angelastet wird, keinen Grund zur Sorge hat. Zwar haette sie "Loser", Becks Lied der 90er-Slacker-Generation gerne geschrieben, aber genau das Gegenteil trifft auf sie zu.

Thorsten Zahn

Mittwoch, 8. Maerz, Docks, 21 Uhr


Contributed by Jerry Burch.


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